Wir „D´ Kindinger Fosanegl“ sind mitten in Bayern, im Herzen des Naturpark Altmühltal zu Hause.
Der Fosanegl ist eine uralte Fastnachtsfigur, die in unserer Region zum Austreiben des Winters mit lauten „Goaßlschnoizen“ (Peitschengeknalle) beitragen sollte. Um dieses alte Brauchtum neu zu beleben, versammelten sich 1982 einige Männer und Frauen, um nach Vorlagen aus dem Jahr 1815 neue Fosanegl-Kostüme zu fertigen.
Mittlerweile wurden in Eigenarbeit über 150 Kostüme hergestellt.Daneben existieren auch noch drei Originalkostüme aus dem 18. Jahrhundert.
Der Anzug des Fosanegls besteht aus Jacke und Hose, die aus Sackleinen genäht sind. Darauf werden ca. 6000 ausgestanzte Rauten-Fleckchen geklebt und genäht. Außerdem werden Samt und Goldborte zur Gestaltung des Kostüms verwendet. Die Nähte sind mit ca. 10 Meter handgeknüpfter Wollborte verziert. An den Seitennähten der Hose sowie am Saum befinden sich kleine Glöckchen. Auch die Jacke ist mit Messingglöckchen an den Armnähten verziert. Auf dem Rücken der Jacke ist ein rotes Samtherz mit einer gestickten Heuschrecke genäht. Das Herz wir links und recht von zwei „Samtschwänzen“ eingerahmt, an der der Ende eine Glocke oder Wollbommel befestigt ist!
Die Heuschrecke auf dem Rücke des Kostümes ist markant für den Ort Kinding. Vor einigen hundert Jahren ereignete sich die Überlieferung nach folgendem Schildbürgerstreich:
Damals herrschte in Kinding eine große Heuschreckenplage. Einige Bürger wollten die Heuschrecken vom Kreuzberg in die Altmühl treiben. Dazu verwendeten sie ein langes Seil. Die Heuschrecken sprangen über das Seil oder schlüpften unten durch. Seit dieser Zeit werden die Bewohner von Kinding scherzhaft die „Kindinger Heuschrecken“ genannt!
Der Fosanegl trägt eine aus Lindenholz geschnitzte und bemalte Maske. Daran ist ein Leinentuch befestigt, das wie der Anzug verziert ist, und einen Schellenbaum mit bunten Bändern. Im Volksmund nennt man diesen Teil auch den „Scheberer“. Es gibt in Kinding drei verschiedene Gesichtsmasken, die von alten Kostümen übernommen wurden.Zum Fosanegl gehört auch eine „Goaßl“ (Peitsche), die aus Schnüren gedreht ist.
Das Faschingsbrauchtum in Kinding ist sehr alt, wie die alte Sage vom Kindinger Fosanegl beweist. Der Volksmund hat eine Sage um die “Georg- Wagner-Kapelle” im Kindinger Friedhof gebildet. Laut dieser Sage soll in dieser Kapelle ein so genannter “Fastnachtnegl” begraben liegen. Er habe dadurch gefrevelt, daß er auf die Aufforderung hin, beim Englischen-Gruß-Läuten die Maske abzunehmen, geantwortet hat: “Ach was, die wird nicht gleich anwachsen”. Und augenblicklich sei sie angewachsen und er habe nichts mehr reden können, er habe nur mehr tierische Laute ausgestoßen und sei verendet wie ein Vieh usw.
Zur Faschingszeit beteiligen sich die „Kindinger Fosanegl“ an den verschiedenen Umzügen in der näheren Umgebung, aber auch bei überregionalen Narrentreffen und Brauchtumsveranstaltungen.
In Kinding selbst gestalten die Fosanegl den Fasching mit dem traditionellen Fosaneglball und einem großen Umzug mit anschließendem Preisschnalzen am Faschingssonntag.