Zum Thema "Schwammdörfer für besseres und nachhaltiges Wassermanagement" haben sich rund ein Dutzend Gemeinderäte sowie einige erste und zweite Bürgermeister der 12 Altmühl-Jura-Gemeinden in der Kindinger KRONE getroffen. Unser herzlicher Dank geht insbesondere an die drei Referenten für einen höchst aufschlussreichen Themenabend.
Nach der Begrüßung durch GmbH-Geschäftsführer Andreas Brigl führten die drei Referenten mit großem Praxisbezug und viel Erfahrung durch die Hauptinhalte Wasserrückhalt und Versickerung. Themenbezogene Fragestellungen der Teilnehmer und mögliche Lösungswege konnten dabei bereits jeweils innerhalb der Vorträge diskutiert und fachkundig beantwortet werden.
Stephan Daum vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt führte in das Thema des Schwammprinzips ein (Rückhaltung, Versickerung, Speicherung, Nutzung des Niederschlagswassers) und blickte neben vielen Beispielfotos auch über die Landesgrenzen hinaus, um Möglichkeiten der Umsetzung zu zeigen. Er führte die grundlegenden rechtlichen Rahmenbedingungen an und nannte bereits die Vielfalt an Umsetzungs-Möglichkeiten:
- Wasserhaushaltsgesetz/WHG §55 (Auszug): Niederschlagswasser soll ortsnah versickert, verrieselt oder direkt oder über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden
- Satzungsrecht: Oberflächenwasser darf nicht von privaten auf öffentliche Flächen laufen und umgekehrt
- Maßnahmen in Dörfern: Dachbegrünung, Fassadenbegrünung, Entsiegelung, Zisternen, Versickerungsbecken, Sickerschacht, Rigolen, Natürliche Gewässeraufweitungen etc.
Dabei wünschte er sich bereits eine offenere Denk- und Ansichtsweise aller:
- Umdenken im Kopf - z.B. "Wasser (hier: zeitweilig stehendes Niederschlagswasser) wieder anschauen können"
- "Mut haben - nicht nur die Standardlösug zulassen"
- "Kreativ sein - es gibt viele Möglichkeiten"
- "Einfache Lösungen suchen - muss nicht teuer sein"
- "Die Natur wieder mehr berücksichtigen und abbilden"
Marco Satzinger vom Ingenieurbüro KLOS GmbH & Co. KG stellte nicht nur Schotterrasen und weitere Versickerungsformen vor, sondern sprach sich auch für eine bessere Verzahnung in der Planung aus, speziell von Bebauungsplan und Erschließungsplan. Seine Empfehlung lautet:
- Bereits vor der Aufstellung eines B-Plans sollte das Baufeld auf Versickerungsfähigkeit geprüft werden
- Entsprechende Flächen für Sickereinrichtungen wie Rigolen und Mulden müssen frühzeitig (bereits im B-Plan) berücksichtigt werden
- Bereits im B-Plan könnten/sollten Vorgaben zur Rückhaltung und Versickerung von Oberflächenwasser aus den Baugrundstücken definiert und vorgegeben werden
Margit Kattinger, Kattinger+Kattinger Landschaftsarchitekten, zeigte schließlich eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten zur Entsiegelung im öffentlichen Bereich:
- Dimensionierung von Straßen
- Gestaltung von Nebenflächen (im Dorf Zufahrten, Stellplätze, Grünflächen)
- Beispiele für Neugestaltungen mit anschaulicher Vorher-Nachher-Betrachtung
Die gezeigten Maßnahmen gingen im Rahmen von Dorferneuerungen über die Bühne, die bekanntermaßen recht kostpielig sein können. In diesem Zuge empfahl Frau Kattinger die Möglichkeit von Förderungen zu prüfen.
Abschließend resümierten alle Referenten einhellig, dass das Prinzip des Schwammdorfs keineswegs als Last zu sehen sei, sondern als Chance und Ansporn. Um entsprechende Maßnahmen umzusetzen, brauche es zwar bisweilen sehr viel Überzeugungskraft, aber der Lohn dafür sei eine lebenswerte Umwelt.
Programm
Begrüßung
Wassersensible Dorfentwicklung – was kann man tun?
Referent: Stephan Daum, Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt
Wasserversickerung im öffentlichen Bereich - Beispiele
Referent: Marco Satzinger, Ingenieurbüro Klos GmbH & Co. KG, Spalt
Entsiegelung von Flächen – Beispiele und Akzeptanz
Referentin: Margit Kattinger, Kattinger+Kattinger Landschaftsarchitekten, Zolling
Fragen / Diskussion