Im Frühjahr haben erste Vorbereitungen begonnen, jetzt ist der Startschuss endgültig gefallen: Zahlreiche Gemeinden im Naturpark Altmühltal setzen gemeinsam das Projekt „Kommunale innerörtliche Blühflächen“ um. „Damit wollen wir einen Beitrag leisten, um den Rückgang der biologischen Artenvielfalt zu stoppen und mit einem nachhaltigen Konzept Lebensraum für heimische Insekten zu schaffen“, erklärt Christa Boretzki vom Verein Naturpark Altmühltal, die das Projekt koordiniert und betreut. Damit greift der Verein ein großes Anliegen der Kommunen auf, diese waren auf Initiative des Mörnsheimer Bürgermeisters und Kreisvorsitzenden des Bayerischen Gemeindetages Richard Mittl an den Naturparkverein herangetreten.
„Ein Problem“, so Mittl, „teilen sich fast alle Gemeinden. Der Flächenverbrauch nimmt zu, die Grünflächen vor allem auch in den Innenbereichen werden weniger und so gibt es für Insekten, andere Tiere und Pflanzen immer weniger Lebensraum.“ Deshalb haben sich 23 Orte im Naturpark Altmühltal dazu entschlossen, das ehrgeizige Vorhaben zu unterstützen und selbst artenreiche Blühwiesen anzulegen. Bei einem der ersten drei Schulungstermine in Mörnsheim begrüßte Landrat Anton Knapp, 1. Vorsitzender Naturpark Altmühltal, einige Bürgermeister und zahlreiche Bauhofmitarbeiter aus teilnehmenden Gemeinden. „Das Projekt hat für uns einen hohen Stellenwert“, betonte Knapp, „da es sich der Naturpark Altmühltal zum Ziel gesetzt hat, Natur und Landschaft zu sichern, zu pflegen und weiter zu entwickeln.“ Christoph Würflein, Geschäftsführer des Naturpark Altmühltal, ergänzte: „Die veränderte Landnutzung erfordert neue Maßnahmen. Deshalb will der Naturpark Altmühltal intensiv mit den Kommunen zusammenarbeiten, um so die heimische und regionale Artenvielfalt zu schützen.“ Ein besonderer Dank ging von Knapp an die Lokalen Aktionsgruppen (LAG) Altmühl-Donau, Altmühl-Jura, Monheimer Alb-AltmühlJura und Altmühlfranken, die für die Finanzierung über das EU-Förderprogramm LEADER gesorgt haben. Das Kooperationsprojekt betreut auf LAG-Ebene federführend LAG-Managerin Lena Deffner von der LAG Altmühl-Donau.
Für die konkrete Umsetzung des Projekts sind die jeweiligen Bauhöfe in Eigenregie verantwortlich. Damit diese die richtigen Maßnahmen ergreifen, werden die Teilnehmer theoretisch und praktisch geschult sowie der intensive Erfahrungs- und Wissensaustausch angeregt. Als Schulungsreferent und fachlicher Berater des Projekts konnte Biologe Martin Weiss gewonnen werden. Weiss hat bereits in der Vergangenheit in anderen Naturparks ähnliche Projekte geplant und durchgeführt und kann auf seine langjährige Erfahrung zurückgreifen. Theoretische Schulungsinhalte sind die Bodenbearbeitung und Ansaat, die Erstpflege der Flächen und die langfristige Pflege. Im praktischen Teil besucht Weiss alle Kommunen einzeln, hilft bei der Auswahl der Flächen und gibt vor Ort Tipps zur richtigen Bodenbearbeitung. Außerdem lernen die Bauhofmitarbeiter in der Praxis, wie das Saatgut richtig eingesetzt wird und stellen zusammen mit Weiß einen Pflegeplan auf.
Das LEADER-Kooperationsprojekt bezieht sich ausschließlich auf innerörtliche Flächen. Das bedeutet, die neuen Blühwiesen werden rund um öffentliche Gebäude, Wohnsiedlungen oder bebaute Areale angelegt, um dort neue Lebensräume für Insekten zu schaffen. Dadurch, dass ausschließlich heimisches Saatgut zum Einsatz kommt, wird die für die Region typische Pflanzenwelt gefördert. Es entstehen vielfältige Lebensräume, in denen Insekten und Vögel reiche Nahrung vorfinden. Im Rahmen des Projekts setzt jede Kommune drei Flächen um. „Natürlich wollen wir die Kommunen dazu ermuntern, selbstständig weitere Blühflächen auch außerhalb des bewohnten Ortskerns zu erschließen“, hofft Boretzki auf eine Impulsfunktion der Maßnahme.
Ein weiteres Ziel des Projekts ist die Öffentlichkeitsarbeit, mit der Bürger auf das Thema Natur- und Artenschutz aufmerksam gemacht werden sollen. Dafür ist an jeder Blühfläche eine Tafel vorgesehen, die Bürger über die Aufgabe und Nachhaltigkeit des Projekts informiert. Im Rahmen der Umweltbildung werden voraussichtlich Ranger des Naturpark Altmühltal an Schulen Einblicke in das Projekt geben und so schon die Jüngsten spielerisch an die Blühwiesen heranführen. „Und wir hoffen auf einen Nachahmer-Effekt bei den Bürgerinnen und Bürger“, zeigt sich Boretzki zuversichtlich, „ die Bevölkerung für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.“
Bei dem Projekt mit zweijähriger Laufzeit bittet Boretzki um Geduld. „Eine solche Blühfläche entsteht nicht von heute auf morgen. Von der ersten Saat bis zu dessen vollständiger Entfaltung können auch einmal zwei Jahre vergehen.“ Bewusst setzen die Experten auf die Entwicklung dauerhafter Blühwiesen, auch weil dies langfristig einen geringeren Bearbeitungsaufwand bedeutet. Der Großteil der Gemeinden wird im Herbst 2019 die Flächen vorbereiten und einsäen, die nächsten Schulungen finden im Frühjahr 2020 statt.
Teilnehmende Kommunen der LAG Altmühl-Donau (14): Adelschlag, Buxheim, Böhmfeld, Dollnstein, Eichstätt, Eitensheim, Großmehring, Hitzhofen, Kösching, Mörnsheim, Nassenfels, Hepberg, Stammhamm, Wellheim
Teilnehmende Kommunen der LAG-Altmühl-Jura (8): Altmannstein, Beilngries, Berching, Greding, Kinding, Kipfenberg, Titting, Walting
Teilnehmende Kommunen der LAG Monheimer Alb-AltmühlJura (3): Langenaltheim, Pappenheim, Wemding
Teilnehmende Kommunen der LAG Altmühlfranken (1): Gunzenhausen
Teilnehmer ohne LAG-Zugehörigkeit (2): Landkreis Eichstätt, Lenting