Nach erfolgreichem Abschluss der Konzeptphase, in der die Möglichkeiten für den Betrieb einer Online-Bestellplattform für regionale Produkte mit passendem Logistiksystem ausgelotet wurden, hat sich eine kleine Gruppe von ErzeugerInnen aus der Region zusammen mit den Projektbetreuern mehrfach getroffen, um konkrete Fragestellungen für die praktische Umsetzung weiter zu bearbeiten. Ihre Ergebnisse stellten sie bei einem Informationstermin Ende März 2023 den mehr als 30 interessierten ErzeugerInnen und Hof-, Dorf- und RegionalladenbetreiberInnen im Haus des Gastes in Beilngries vor.
Rita Böhm, 1. Bürgermeisterin des Marktes Kinding und Mitglied der Arbeitsgruppe, freute sich sichtlich über das große Interesse und begrüßte neben den zahlreichen TeilnehmerInnen auch Sabine Biberger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt-Pfaffenhofen und Christoph Würflein vom Naturpark Altmühltal. In einem kurzen Rückblick ging sie auf die Anfänge und die verschiedenen Phasen des Projekts ein und stellte klar, dass sie nicht von Beginn an überzeugt war. Aber die große Teilnehmerzahl zeige, dass sich die Arbeit der vergangenen beiden Jahre gelohnt hat, stellte sie umso erfreuter fest.
Anschließend stellte Lena Oginski, LAG-Managerin bei Altmühl-Jura, anhand einer Präsentation und mit Unterstützung der übrigen Mitglieder der Arbeitsgruppe die erarbeiteten Ergebnisse in den Bereichen Technische Lösung, Rechtsform und Anforderungen an Abholstationen vor:
Technische Lösung
Der Betrieb eines klassischen Online-Shops wurde ausgeschlossen, da die Vermarktungsgesellschaft in diesem Fall als Handelsunternehmen auftreten müsste. Der Einsatz eines virtuellen Marktplatzes ermöglicht dagegen, dass die Erzeuger selbst als Verkäufer ihrer Produkte auftreten, der Kunde aber die Möglichkeit hat, aus den angebotenen Produkten aller Erzeuger zu wählen. Der Bezahlvorgang wird im Hintergrund durch das System abgewickelt, so dass der Kunde nur einmal bezahlt und jeder Erzeuger seinen Umsatzanteil zugeschlüsselt bekommt. Für diese technische Lösung wurden zwei Alternativen mit ihren jeweiligen Preismodellen vorgestellt, aus denen später die passendere Lösung ausgewählt werden kann.
Rechtsform
Will man nicht auf eine Beteiligung der öffentlichen Hand verzichten, fallen als mögliche Unternehmensformen die Unternehmergesellschaft (UG), die GbR und die GmbH aus. Die Genossenschaft als Unternehmensform wäre zwar denkbar, wird jedoch aufgrund des hohen Fixkostenanteils von der Arbeitsgruppe nicht empfohlen. Die klare Empfehlung der Gruppe liegt bei der Rechtsform eines wirtschaftlichen Vereins, der jedoch einen juristischen Sonderfall darstellt. In weiteren Vorgesprächen ist zu klären, ob diese Rechtsform für das vorliegende Vorhaben gewählt werden kann. Sollte die Rechtsform "Wirtschaftlicher Verein" nicht möglich sein, liegt die Empfehlung beim eingetragenen Verein und es wird als Vergleichsprojekt die "Direktvermarktung Pfaffenhofener Land und Hallertau e.V." angeführt.
Anforderungen an Abholstationen
Als Abholstationen sollen die bereits bestehenden Hof- und Regionalläden in der Region genutzt werden. Voraussetzungen sind kurzfristige Lager- und evtl. Kühlmöglichkeiten sowie zum Zeitpunkt der Verteilung passende Öffnungszeiten. Zunächst einmal pro Woche sollen die bestellten Waren an einem zentralen Logistik-Standort kommissioniert, in spezielle, den lebensmittelrechtlichen Anforderungen entsprechenden Boxen verpackt und schließlich an die gewählten Abholstationen verteilt werden.
Die folgenden Schritte sind die Gründung einer erweiterten Arbeitsgruppe mit konkret interessierten ErzeugerInnen, die Festlegung der Rechtsform und die Vorbereitung der Satzung, bevor in einer Gründungsversammlung schließlich eine regionale Vermarktungsgesellschaft aus der Taufe gehoben werden kann. Parallel dazu soll die Förderung eines unterstützenden Projektmanagements geprüft werden. Andreas Brigl, 1. Bürgermeister des Marktes Titting und Vorsitzender von Altmühl-Jura machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass es nun an den ErzeugerInnen liege, die unternehmerische Verantwortung für das Vorhaben zu übernehmen und die umfangreiche Vorarbeit weiterzuführen, wobei er auch weiterhin die notwendige Unterstützung seitens Altmühl-Jura in Aussicht stellte.
In der anschließenden Diskussion wurden zahlreiche, teilweise schon sehr konkrete Detailfragen gestellt, bspw. nach Qualitätskriterien der angebotenen Produkte, einem möglichen Ausschluss von Anbietern und den Umgang mit Wiederverkäufern. Frau Oginski musste ein ums andere Mal erklären, dass diese Fragen erst von einer konstituierten Gesellschaft beantwortet werden können, die ihre Regelungen selbst festlegen muss. Am Ende kam die Gruppe daher immer wieder zu der alles entscheidenden Frage, wer von den Anwesenden konkretes Interesse an der Beteiligung an einer gemeinsamen Vermarktungsgesellschaft hat.
Schließlich bekräftigten knapp 20 regionale ErzeugerInnen dieses notwendige konkrete Interesse und gemeinsam wurde die potenzielle Produktpalette analysiert. Es wurde vereinbart, dass diese Gruppe sich nun zu weiteren Terminen trifft, um die anstehenden Schritte in Richtung einer gemeinsamen Vermarktungsgesellschaft und einer regionalen Online-Bestellplattform zu gehen.
Sollten Sie ebenfalls Interesse an der Beteiligung an der gemeinsamen Vermarktungsgesellschaft haben, können Sie sich für weitere Informationen in der Geschäftsstelle von Altmühl-Jura melden.